Im Kimono kam er zwar nicht, aber mit einer Menge neuer Erfahrungen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Am 10.03.2011 berichtete Maximilian König über seine Tätigkeit als Jugendbotschafter in Tokyo.
Als einer von zehn Jugendlichen, wurde Maximilian König von der Robert-Bosch-Stiftung aus über 250 Bewerbern ausgewählt, um für zwei Wochen als Jugendbotschafter in Japan arbeiten zu dürfen. Zu seinen Aufgaben zählte es, die fernöstliche Kultur kennenzulernen, in die echte Botschaftsarbeit hineinzuschnuppern und danach davon zu berichten. Genau das tat er -nach fast einem Jahr Pause- im siebten Cantor-Forum.
Nachdem die Jugendbotschafter in den Bus nach Tokyo gestiegen waren und kurz darauf bereits das Diesneyland Tokyo und einen “Hello Kitty”-Bus gesehen hatten, war für sie definitiv klar- sie waren in Japan. Damit leitete Maximilian König seinen Vortrag ein und stellte die Themen vor, über die er und die anderen Jugendbotschafter sich besonders informiert hatten. Diese waren:
Am meisten Interessenten konnten das Schul- und Universitätssystem, Schreine und Shintō, sowie die die Tempelanlage Nikkō verzeichnen. Die anwesenden Lehrer wollten als erstes etwas über die schulische Ausbildung japanischer Jugendlicher wissen.
Das Schul- und Unisystem konnte uns Maximilian König sehr gut nahebringen:
In Japan sind Klassen mit 40 Schülern und einem Lehrer, der meist frontal unterrichtet, üblich. Mit ungefähr 40 Teilnehmern an diesem Cantor-Forum, darunter Schüler des Georg-Cantor-Gymnasiums, sowie Ehemalige und einige Lehrer, und Maximilian König, der den Vortrag hielt, stellten wir ungefähr eine solche Klasse nach.
Japan hat ein recht einfaches Schulsystem. Zwar stimmt das Vorurteil, dass es in dort sehr viele Paukschulen gibt und das extremer Leistungsdruck die Schüler stark beeinflusst, zu einem großen Teil, jedoch gibt es auch dabei Qualitätsunterschiede. Trotzdem ist das japanische Schulsystem stark leitungsbasiert, weshalb sich die Jugendlichen dort mehr anstrengen müssen, um mehr zu erreichen. Japanische Schüler, die reichere Eltern haben, können Privatschulen und Privatunis besuchen, die deren Chance, später eine gute Arbeitsstelle zu finden, beträchtlich erhöhen. Im wesentlichen besuchen die Schüler die Grundschule für 6 Jahre, dann die Mittelschule und die Oberschule für je 3 Jahre. Sitzenbleiben gibt es nicht, jeder Schüler wird am Anfang des neuen Schuljahres automatisch in die nächste Klasse versetzt. Wichtig sind hier vor allem die am Anfang jedes Schuljahres durchgeführten Eintrittstests, die meist in der 2. Aprilwoche stattfinden. Nach einem Jahr Unterricht haben die Schüler von Februar bis April die Möglichkeit, sich von der Schule zu erholen und „auszuspannen“. Danach beginnt wieder das Pauken.
Meist entscheiden sich die angehenden Studenten dafür, auf der Universität den Bachelor-Abschluss abzulegen, wobei die Ausbildung bei ihnen um die drei Jahre dauert. Auch hier deutet sich eine starke Hierarchie an, denn gute Universitäten sind meist privat und nur Eltern mit genügend Einkommen können ihren Kindern eine solche Ausbildung ermöglichen.
Die Unterrichtsmethoden weichen stark von denen vieler europäischer Länder ab. Die Schüler sitzen an Einzeltischen und bekommen von dem Lehrer Instruktionen, was sie in die Lückentexte einsetzen müssen. Dieses Prinzip des Unterrichts wählte man, weil die japanische Schrift sehr komplex ist und die Schüler erst nach und nach die Zeichen lernen. Demzufolge werden in Tests meist genau die „Lücken“ abgefragt, oder der Test wird als „Multiple Choice“ konzipiert. Neben Japanisch gibt es nur die Fremdsprache Englisch, da Japan vor allem mit der englischsprachigen Welt kommunizieren muss. Trotzdem will man die Muttersprache nicht aussterben lassen. Diese Schrift hat sich stark gewandelt und deshalb gibt es kaum Klassiker wie „Romeo und Julia“ wie bei uns, da viele Schüler die älteren Schriften kaum verstehen können.
Da Japan sich auch erst ab 1860 der Welt „geöffnet“ hat, wird das Fach Geschichte zwiegespalten. Zuerst kommt die japanische Geschichte, danach kann man den Kurs für Weltgeschichte belegen. Dem entsprechend wird die Mentalität „erst Japan - dann die Welt“ vermittelt. Wie bei Geschichte gibt es auch Kurse für fast jedes Fach. Verstehen Schüler etwas in der Schule nicht, so finden sie Hilfestellung in shūjukus, den Nachhilfeschulen Japans. Viele Jugendliche lernen außerdem ein Instrument neben der Schule.
Zu Schreinen und Schintō, den Verbindungen von Buddhismus mit Tempeln und Shintōismus mit Schreinen, konnte Maximilian König nur sagen, dass fast jeder, der Buddhist war, auch shintōistischen Bräuchen nachging. Da im zweiten Weltkrieg viele der bis dahin aus Holz gebauten Schreine und Tempelanlagen zerstört wurden, baute man manche der abgebrannten Schreine und Tempel aus Stein wieder auf.
Zum Shintōismus gehören die Tradition, der Kaiserkult und die Kami, die verehrten geistigen Wesen. Shintōismus hat keine festen Götter, er ist polytheistisch - alles ist verehrbar, er ist vielmehr eine Naturreligion. Das wichtigste Fest ist das Neujahr.
Während die Schreine die Form Torii aufweisen, haben buddhistische Tempel eine Pagodenform. Setzt man sich intensiver damit auseinander, so kann man beides leichter unterscheiden.
Im Buddhismus ist Reinheit sehr wichtig, weshalb man sich vor dem Betreten von Tempeln vorher wäscht Priester stellen im Buddhismus keine Heiligen dar, sondern werden eher als Mittler betrachtet.
Nachdem die USA Staat und Religion trennte, mussten sich die Tempelanlagen und Schreine selbst finanzieren. Einzelne Schreine werden teilweise in einer Familie von Generation zu Generation weitergegeben, deshalb haben sie sich etwas einfallen lassen. Touristen erfreuen sich an dem Anblick von Schutzsprüchen, Glücksbringern, Wunschtafeln, die den Religionsstätten als Geldquelle dienen, sie betrachten diese gerne als Accessoires. Außerdem feiern beide Religionen die Matsuri (Volksfeste).
Man soll keine Hemmungen beim Essen haben- so zumindest Maximilian König, der sagt: „Eigentlich schmeckt fast alles ganz gut.“
Auch Japan kann sich dem Einfluss der östlichen Welt nicht entziehen: Zwischen japanischen Straßen finden KFC und Fastfood-Restaurants, die Tintenfischbällchen und ähnliche Snacks verkaufen, erstaunlich viele Kunden, dafür das Japaner sehr schlank sind. Doch Maximilian konnte nur sagen, dass die Japaner sich sonst sehr ausgewogenen ernähren.
Das UNESCO-Weltkulturerbe Nikkō ist für Japaner und ausländische Touristen ein beliebtes Ausflugsziel, denn hier befinden sich viele historische Stätten. Dem Namensgeber und erstem Shōgun Tokugawa Ieyasu (Nikkō Tōshōgū) wurde hier ein Mausoleum gebaut. Jährlich zieht es sehr viele Touristen an. Obwohl von Japan aus das Fotografieren verboten ist, hält sich keiner daran, und so hat auch Maximilian König ein paar Bilder mitgebracht.
Wir danken den Organisatoren und Ehemaligen Marco Garten, Stefan Schwarz, Thomas Tannert, Oliver Meyer, Leandro Gamboa, Linda Strowick, Clemens Dietze, allen erschienenen Teilnehmern und den Lehrern und Lehrerinnen Frau Stüber, Herr Dr. Koch, Frau Schmidt, Frau Krug und Frau Hoffman.
Max Appel, 2011