Als ich auf den Schulhof haste, ein kurzer Blick zur Turmuhr: 15:00. Mist, schon wieder spät dran – und das, obwohl ich den ganzen Tag noch nichts gemacht habe. Frau Schmidt schrieb mir am Mittwoch eine E-Mail, in der sie mitteilte, dass am Montag, dem 21.09.09, ein Cantorforum stattfinden würde, sogar schon das 4. seiner Art. Es solle um Bundestagswahl gehen und Marcus Syring sollte kommen und in einer Art Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung über Politik reden, soviel wusste ich.
Und nun war es Montag, und es war der 21., und ich wieder spät dran. Im Vorbeieilen grinse ich 3 Sechstklässler an – als ich noch so klein war… Aber es bleibt mir keine Zeit für Nostalgie. Drei Stufen mit einmal nehmend erklimme ich die Treppen und komme schlitternd vor dem Vertretungsplan zum Stehen. Was ist denn das da oberhalb – eine Frau? Hübsche Pose – irgendjemand hat da Geschmack, wer auch immer das aufgehängt hat. Wo war ich? Ach ja, der Vortrag, welcher Raum sollte das gleich sein? 313 steht auf einem Zettel mit dem Titel „Cantorforum IV: Bundestagswahl…mir egal!?“. Ich spurte los. Vier Treppenabsätze, dann noch der lange Flur. Als ich um die Ecke biege, sehe ich Herrn Dr. Koch an der Tür stehen, ein Lächeln im Gesicht. „Ach Hallo!“
Ha, doch noch geschafft. Schwer atmend aber glücklich betrete ich den Physikraum, welcher bis auf die letzten Plätze mit Schülern, Lehrern und Alumnis aller Alterstufen gefüllt ist.
In der hinteren Reihe entdecke ich ein paar vertraute Gesichter und setze mich zu ihnen. In dem Moment beginnt auch schon der Moderator, Stefan Schwarz (Abijahrgang 2002), mit der Vorstellung der Kandidaten, alles ehemalige Cantorianer: Matthias Havranek (CDU), Christian Böhme (SPD) und Fabian Bull (Die Linke) sitzen interessiert auf drei Stühlen, welche dem Publikum zugewandt sind. Nachdem Stefan alle drei Jungpolitiker begrüßt hat, zeigt er uns einen Film der Kampagne „Geh nicht hin!“. Ich sehe Prominente in Form von Schauspielern, Moderatoren und Comedians, welche versuchen den geneigten Zuschauer zum Wahlgang zu motivieren. Danach übernimmt Obermoderator Stefan wieder das Wort und wendet sich mit der Frage an das Auditorium, wie es denn mit der allgemeinen politischen Tatkraft stehe, und wer, gesetzt dem Fall, alle dürften wählen gehen, am Sonntag lieber zuhause bliebe. Doch offensichtlich ist es mit der Politikverdrossenheit der Anwesenden nicht weit her, keiner meldet sich. Er lässt sich davon nicht entmutigen und befragt nun erst einmal die Podiumssitzer nach ihrer Meinung. In den nun folgenden anderthalb Stunden kommen Themen verschiedenster Natur zur Ansprache: Die verschiedenen Parteimitglieder stellen die Unterschiede im Wesen ihrer Parteien dar, im Publikum wird erhitzt debattiert, ob ein personengebundener Präsidialwahlkampf der CDU langweilig und/oder zweckdienlich sei und ob wählen zu gehen überhaupt einen Sinn erfülle. Immer wieder geben die Kandidaten Antwort auf Fragen aus dem Publikum und erklären, wie schwierig, aber gleichzeitig auch erfolgreich politische Jugendarbeit sein kann; so nahm Matthias Havranek (CDU) an der letzten Stadtratswahl teil.
Im Anschluss konnte ein jeder noch seine Primärbedürfnisse physischer Natur mittels der Einnahme köstlichen Mohnkuchens sowie Gebäck, Schokobananen und Limonade bewältigen; freundlichst dargeboten und bereitgestellt durch die Organisatoren des Forums.
Insgesamt war es eine interessante Begegnung mit drei Politikern, welche auf der einen Seite vorgestern aus der Schule kamen und noch studieren, auf der anderen Seite aber schon mit einem Fuß im Parteisystem stehen.
Das nächste Cantorforum findet dann im November zum Thema Wiedervereinigung statt.
Lucas Tittmann, 2009