„Lust auf Down Under?“ - so wirbt die GDANSA zur Zeit mit Plakaten für einen Schüleraustausch nach Australien. Doch auch als Nicht-mehr-Schüler kann dieses fantastische Land auf eine ganz spezielle Art entdecken. Eine Mischung aus Wanderarbeit und Rucksacktourismus genannt Backpacking. Leandro Gambôa war ein solcher Backpacker und wir hatten heute das Vergnügen seinen Bericht zu hören.
Australien ist die größte Insel der Welt und hat eine einzigartige Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Gerade deshalb ist es der Traum Vieler, das Land und den Kontinent einmal zu besuchen. Leandro machte 2002 sein Abitur bei uns am Cantor, studierte dann 3 Jahre Geographie und 6 Jahre Soziologie und war auch ein halbes Jahr Projektleiter eines internationalen Kinder- und Jugendprogrammes. Im Februar 2012 startete er sein Backpacker-Abenteuer in Sydney. In einer Häuseransammlung, denn für 5 Bauten lohnt sich die Bezeichnung „Dorf“ nicht, begann er seinen ersten Job als Weinpflücker. Der Winter 2011/12 war jedoch nicht sehr freundlich zu den Bauern gewesen, sodass die Arbeit nach 3 Tagen bereits getan war… Schließlich kamen dann aber ein paar Leute in ihr Hostel und suchten Arbeiter. Leandro lehnte erst, noch müde vom Ernten, ab aber nahm eine Tage später doch einen Job an – Unglück für ihn, dass er nicht früher ja gesagt hat: seine Freunde durften Autos beim Rockfestival „Day On The Green“ einwinken; Glück für uns bei der Sache: Wir hatten lustigste Bilder von Leandro, verkleidet als Plüschkänguru auf dem selben Festival. Da ging schonmal das Lachen los, dass noch sehr oft wiederkommen sollte. Die Arbeit dauerte zwar nur einen Tag, aber dafür bekam er viel Liebe von etwas angetrunkenen Australiern! Weiter ging es nach Brisbane, eine Stadt mit fantastischer Beleuchtung, in der Leandro sich ebenfalls einen Jobs suchen wollte. Nur kamen auch viele andere Backpacker auf die gleiche Idee und so musst er wieder weiterziehen.
Er lernte hier auch sein vermutlich am meisten gehasstes Tier kennen: Einen durchaus hübschen Vogel, der allerdings einen Lärm machte, der einen fast in den Wahnsinn treiben kann. Zum Thema der Natur in Australien ließe viel sagen, wie zum Beispiel die Dingos, die man überall sehen kann. Eigentlich… Leandro hat nicht eines von diesen hunde-ähnlichen Geschöpfen gesehen, aber auch die Koalas schienen zunächst wohl einen Bogen um ihn zu machen – vielleicht roch er noch zu sehr nach Europäer. Was man jedoch in australischen Dschungel immer findet, sind gefährliche Tiere und Leandro zeigte auch, wie das geht: Die Schlangen vertreibt man durch laut stampfendes Laufen. Spinnen und ähnliches Viehzeug hält man sich vom Leib, indem man mit der Hand vor dem Gesicht wedelt, als wolle man seinem imaginären Gegenüber klarmachen, er habe nicht mehr alle Nadeln auf der Tanne. Um die Verteidigung zu komplettieren, gibt es auch eine Taktik zur Flug- oder besser Koala-Abwehr, falls diese von den Bäumen aus angreifen. Hierzu hält man seinen ausgestreckten Zeigefinger nach oben gerichtet auf seinen Kopf, wie den Pickel einer preußischen Pickelhaube. Sollte ein Koala sich von oben fallen lassen, kommt er mit dem weichen Bauch auf den Finger und man kann ihn einfach wegwerfen.
Will man also auf Nummer sicher gehen, läuft man trampelnd, wedelnd und Einhorn spielend durch den Dschungel – und hofft, dass niemand filmt…
In seiner nächsten Station arbeitete Leandro dann erst auf einer Apfelsinen-Plantage und dann als Tellerwäscher, von dem allerdings noch nicht zum Millionär aufstieg, aber sich zumindest ein Auto kaufen konnte. Weiter ging es in Darwin, wo er 3 Monate in einem Pub und bei einem deutschen Steinmetz arbeitete und danach gehörig platt war. Da er danach noch Zeit hatte, wusch er zur Abwechslung Autos und arbeitete auf einer Mangofarm, auf der er eine Gefahr zu fürchten lernte, die Vielen wohl sehr neu sein wird. Bricht man nämlich den Stängel einer Mango ab, spritzt Saft heraus, der das Körperteil verätzt. In den Augen führt er zur Erblindung und auf der Haut zur schwarzen Saft-Verätzung. Doch auf der Fahrt von Job zu Job und von Urlaub zu Urlaub entdeckte er noch ganz andere unangenehme Überraschungen, die Down Under so zu bieten hat. So empfiehlt es sich beispielsweise nicht, Nachts im Outback Auto zu fahren. Erst stand ihm in schwarzer Nacht eine schwarze Kuh im Weg, der Leandro gerade so noch ausweichen konnte, später lief ihm ein Känguru über den Weg bzw. ins Auto. Trotz Ausweichmanöver, hatte das arme Tier keine Chance und Leandro bedauerte, dass der Laderaum seines Wagen zu klein war – deshalb, liebe Kinder, tragt immer Reflektoren!
Beim Autoschaden blieb es leider nicht, denn auf einem Campingplatz im reichlich vertretenen Nirgendwo, machten Kinder nachts die Runde und nahmen die ein oder anderen Sachen mit. So auch den Laptop mit tausenden Fotos und die Hose mit Autoschlüssel von Leandro. Während sich die Hose samt Schlüssel bald in einem Busch wieder auffand, blieb der Laptop leider in der Beute der Kinder.
Doch trotz allem blieben Erinnerungen und viele Fotos von vielen Facetten Australiens samt den berühmten „Three Sisters“ (3 Schwestern), den „Twelve Apostles“ (12 Apostel) und dem „Ayers Rock“. Die Vielfalt dieses Kontinents war trotz bekannter Bilder unglaublich schön und so gingen vielen Male ein „Oooh!“ oder „Woow!“ durch die Reihen und besonders bei Koala-Bildern waren immer wieder Laute der Verzückung zu vernehmen. Es ließen sich sicherlich weitere Seiten mit den Erlebnissen füllen, doch dafür hat Leandro einen Blog mit vielen Fotos und ganz vielen Eindrücken, der unter der Adresse zu finden ist. Im Februar 2013 endete seine Reise wieder in Sydney und er kam zu unserem Glück zurück in ein kaltes, graues und ungemütliches Deutschland, auch wenn er natürlich Australien vermisst.
„Man kann es nur empfehlen.“, schließt Leandro seinen Vortrag diese Bilder, Eindrücke und Erfahrungen sind einen Monat Vorbereitung und 10.000 € Budget auf jeden Fall wert. „Lust auf Down Under?“ - Leandro Gambôa würde auf jeden Fall „Ja!“ rufen und nach diesem Vortrag werden wohl auch einige Weitere Lust auf dieses Land, diese Insel und diesen Kontinent haben. Eine weitere Reise nach Australien? „Ist schon in Planung.“, sagt Leandro, als er sich zum Gehen wendet. Ob er wiederkommen wird? Für uns bleibt´s zu hoffen. Fortsetzung folgt? Wir dürfen gespannt sein!
Nikolas Weigt 2013