Unfälle sind schon etwas eigenartig. Man sieht, dass jemandem etwas passiert, ahnt, dass es wohl nicht gesund für ihn ist, aber Viele können sich nicht rühren und stehen nur daneben, als seien sie von der bizarren und geheimnisvollen Schönheit des Schreckens verzaubert. Wenn man dann wieder klar denken kann, packt das schlechte Gewissen einen, weil man einfach nicht wusste, wie man helfen soll.
Susann Brosig (GCG Absolventin 2005), eine Fachfrau, wenn es um solche Angelegenheiten geht, ließ uns am 7.11.2012 ein wenig von ihrem Fachwissen als Ärztin profitieren. Den Anfang macht bei ihrem etwas anderen Erste-Hilfe-Kurs ein uraltes Gefahrenpotential, das schon vielen großen Persönlichkeiten den, teilweise freiwilligen, Tod gebracht hat: Das Gift. Oder was heißt „Das Gift“ schließlich gibt es ja unzählige verschiedene Gifte. Was also tun, wenn jemand vergiftet ist? Erbrechen ist meistens eine gute Idee, denn dann sind die Giftstoffe raus, aber davon ist bei Säuren und Basen ganz klar abzuraten, weil die ja den ganzen Weg nach draußen noch weiter Verätzungen verursachen können. Manch ältere Person würde zum Wasserglas und dem Salzstreuer greifen, doch schon offenbart sich der erste Fehler, denn Salz-wasser ist auch bei Vergiftung nicht besonders bekömmlich. Anstatt alles allein vor-zutragen, testet uns Suann in unserem Notfallwissen. Auch nicht ganz unwichtig für den nächsten Ausflug in Gebiete mit Giftschlangenpopulation: Was mache ich bei einem Schlangenbiss? Hier führt sogar die Filmindustrie in die Irre, denn im Winnetou-Style das Gift aus dem Biss saugen, sorgt gleich für die eigene Vergiftung.
Zu jeder der Unfallgruppen fallen einem bekannte Menschen ein, wie Kleopatra und Sokrates, die beide durch Gifte starben. Doch berühmte Menschen kommen nicht nur gerne durch Gifte ums Leben, sondern eine andere Todesursache, natürlich auch für Otto Normalverbraucher, ist das Ertrinken. So ertrank zum Beispiel der berühmte Märchenkönig Ludwig II. von Bayern am Pfingstsonntag 1886 im Starnberger See. Zumindest hält man das für wahrscheinlich, denn ganz aufgeklärt wurde der Fall nie. Apropos Otto Normalverbraucher – der Mann, dem wir unsere Automotoren verdanken, Rudolf Diesel, ertrank ebenfalls unter ungeklärten Umständen 1913 im Ärmelkanal. Auch hier gibt es einiges zu beachten, wie zum Beispiel darauf aufzupassen, dass man nicht vom Ertrinkenden selbst versehentlich ertränkt wird, weil der instinktiv versucht über Wasser zu kommen und den Retter dabei nach unten drückt. Erschwert wird das Helfen in diesem Fall durch den Fakt, dass der Wassertod viel weniger auffällt, als andere Unfälle. Susann erklärt, es sei vielmehr ein „stiller Tod“ und die Menschen könnten gar nicht nach Hilfe schreien, weil ihnen die Luft fehlt.
Doch wo passieren mehr Unfälle, als beim Sport und vor allem beim Wintersport? Jedes Jahr verunglücken Skifahrer auf der Piste und manche kommen nicht nur mit einem verdrehten Bein oder Prellungen weg. Was tut man? Natürlich, wie immer Hilfe holen, aber auch die Unfallstelle mit Skiern sichern, die man als Kreuz aufstellt. Auch Wärme ist wichtig, ob sie nun durch eine Jacke oder eine Warmhaltefolie im Körper gehalten wird.
Als nächstes ging es darum, was man im Straßenverkehr tun kann und dieses Feld ist auch etwas, wo man kein Rettungsschwimmer oder Skifahrer sein muss, sondern auch als Durchschnittsmensch helfen kann. Oft sind es die kleinen Sachen, wie Ruhe bewahren und fünf legendäre W-Fragen den Rettungsdiensten am Telefon beantworten oder auch die stabile Seitenlage, die vergessen oder aus Angst gar nicht angewandt wird. Nur ist das leider unterlassene Hilfeleistung und ist strafbar, aber mal ehrlich: Wer weiß denn im Schock, in welchem Verhältnis Beatmung und Herzdruckmassage gemacht werden müssen. Oder wer kann bei einem Unfall bitte „Staying Alive“ von den BeeGee´s singen oder summen, um ein Gefühl für den Rhythmus der Massage zu haben, ungeachtet der Tatsache, dass das extrem albern rüberkommt… Man muss ja nicht alle Einsatzwagentypen samt Abkürzung kennen, aber ein bisschen Überblick über die Thematik Erste-Hilfe sollte man haben und vielleicht noch einen Druckverband anlegen können. Ansonsten gilt natürlich, wie immer: Hilfe holen!
Am Ende des Vortrages waren wir dann alle wohl um einiges Wissen reicher, um vielleicht beim nächsten Unfall etwas adäquater zu reagieren, als wir es vielleicht vorher getan hätten. Allerdings waren wir auch um einiges an leerem Magenvolumen reicher und so gab es natürlich zum Schluss wieder das köstliche Cantorforumsbufett – so ein guter Vortrag macht halt hungrig. Danke Susann.
Experten sind die meisten leider immer noch nicht: Ich ging mit schlechtem Beispiel in Sachen Prävention voran, und hatte auf dem Heimweg keinen Helm auf…
Nikolas Weigt 2012